Johann Sebastian Bach:
Aria mit verschiedenen Veränderungen, BWV 988
FLÓRA FÁBRI - CEMBALO
Flóra Fábri studierte Cembalo / historische Tasteninstrumente in Budapest, München, Tokyo und Essen.
Ihre Diskografie umfasst mehr als 12 CDs im Bereich Oper, Orchester-und-Kammer-musik; solistisch hat sie zwei Alben aufge-nommen für CPO / Deutschlandfunk Kultur.
Sie ist Mitglied im Köthener BachCollektiv und arbeitet regelmäßig mit der Akademie für Alte Musik Berlin, dem Ensemble Polyharmonique und mit Concerto Köln zusammen. Solistisch und kammermusikalisch tritt sie ebenfalls europaweit auf.
Neben der Konzerttätigkeit ist Unterrichten ein wichtiger Teil ihres Berufslebens. Nach Jahren als Dozentin an den Hochschulen Frankfurt,
Köln und Wien wurde sie 2022 als Professorin
für historische Aufführungspraxis an die Hochschule für Musik in Detmold berufen.
In ihrer Freizeit bewegt sie sich am liebsten im See schwimmend oder auf dem Fahrrad.
Gedanken zu den Goldbergvariationen – meine Geschichte
Die berühmten Goldbergvariationen habe ich als Kind auf einer Kassette und später auf CD einige Male mit Glenn Gould am Klavier gehört. Damals erzielte zwar die „Arie“ bereits eine magische Wirkung auf mich, aber den Rest verstand ich gar nicht.
Als Jugendliche hörte ich dann diese Aufnahme oft abends zum Einschlafen, irgendwie kam Frieden über mich her, wenn ich diesem, für mich damals unendlich lang erscheinenden Variationswunderwerk lauschte. Irgendwie muss es dem Graf Keyserlingk ja ähnlich ergangen sein, wenn wir der Anekdote glauben dürfen.
Später, im Konservatorium habe ich im Musikgeschichte-Kurs eine detaillierte Analyse des Stücks vorgetragen bekommen und zum ersten Mal verstanden, um welch geniale Struktur und mathematische Perfektion es sich bei diesem Stück handelt.
Dass ich jemals dieses Werk auch selbst studieren oder gar vortragen werden würde, kam mir damals nie in den Sinn und ich hätte solch eine Vorstellung sogar unmöglich gefunden.
Dann, als ich meine späte Liebe zum Cembalo mit Anfang 20 fand, habe ich natürlich auch zu Bach einen anderen Zugang gewonnen.
Zwei wunderbare Konzertbesuche sind mir sehr präsent: In Leverkusen durfte ich meine ehemalige Professorin Christine Schornsheim 2014 live damit erleben und auch Andreas Staier gestaltete mit dem Stück ein wunderbares Konzert 2015 in der Alten Oper in Frankfurt, meiner damaligen Wohnstätte.
Seitdem ich selbst sehr viel unterwegs bin und öffentlich spielen darf, gehört es immer zu den seltenen Luxusmomenten, in den Genuss eines Konzertbesuchs auf der Seite des Publikums zu kommen und so bleiben mir diese Momente als ganz kostbare Inspirationsquelle.
Während des Studiums in Essen bei Christian Rieger (2012-2015) entsprang in mir immerhin der Wunsch, das Werk in seiner Gänze zu studieren. Immer wieder nahm ich Anläufe und schreckte dann doch zurück, aus Angst, das doch nicht zu schaffen.
Und dann kam das Jahr 2020 – und plötzlich stand die Welt still. Ich saß in meiner Frankfurter Wohnung und hatte sehr viel Zeit, die ich sinnvoll und auch schön füllen wollte. Da nahm ich den Absprung und schaffte es, nun doch das gesamte Stück einzustudieren.
Im gleichen Jahr durfte ich es auch mehrfach im Konzert spielen. Meine lang andauernde Annäherung an das Stück geht weiter, das Kennenlernen gewinnt immer weiter an Tiefe und führt immer zu neuen Erkenntnissen und Ideen. Ich freue mich auf die erneute Begegnung mit diesem Monumentalwerk in Dornberg!
Flóra Fábri